Die Hölle war nicht das Ende. Der Himmel auch nicht.
Dean Winchester saß in Harvelle’s Roadhouse – oder zumindest in einer Version davon. Der Whiskey in seinem Glas schmeckte real, das Holz der Theke fühlte sich vertraut an. Ellen Harvelle stand hinter der Bar und polierte Gläser, während Jo lachend mit Ash Karten spielte. Es hätte perfekt sein sollen.
Doch Dean fühlte sich fehl am Platz.
Der Himmel war nett gemeint – aber es war nicht echt. Keine Jagd, keine Gefahr, kein brennender Impala, der durch die Nacht raste. Und vor allem fehlte Sam.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als plötzlich ein kalter Hauch durch die Bar zog. Die anderen spürten es nicht – nur Dean. Er drehte sich um und sah eine Gestalt im Türrahmen stehen. Ein Mann in einem dunklen Mantel, blass, mit schwarzen Augen, die ihn durchdrangen.
„Lange nicht gesehen, Dean.“
Dean legte das Glas ab und seufzte. „Luzifer. Natürlich.“
Der Teufel grinste. „Nicht ganz. Ich bin nur der Bote.“
Dean musterte ihn skeptisch. „Von wem?“
„Von der Realität. Sam braucht dich.“
Dean’s Herz setzte einen Schlag aus.
Zurück in der Welt der Lebenden
Sam Winchester war müde. Er hatte das Jagen aufgegeben, hatte eine Familie gegründet, war älter geworden. Aber die Schatten der Vergangenheit ließen ihn nie ganz los.
Es begann mit Alpträumen. Dean, gefangen in einem endlosen Himmel, ruhelos. Dann kamen die Visionen – brennende Augen, eine Welt im Chaos. Etwas kam. Etwas, das mächtiger war als alles, womit sie es je zu tun hatten.
Und dann, eines Nachts, stand Dean plötzlich vor ihm.
„Hey, Sammy.“
Sam schnappte nach Luft. Er war in seinem alten Jagdzimmer, seine Waffe instinktiv in der Hand. Aber es war wirklich Dean. Jünger als er selbst, mit dem gleichen entschlossenen Blick.
„Wie—?“
„Lange Geschichte. Ich musste aus dem Himmel ausbrechen. Und ich glaube, es gibt da draußen ein Problem, das nur die Winchesters lösen können.“
Die neue Bedrohung
Die Apokalypse war nie wirklich vorbei. Es gab immer etwas Dunkleres, das im Schatten lauerte. Und jetzt war es da.
Sie nannten es Leereverse. Ein Wesen – oder eine Macht – die aus der Leere selbst kam. Die Dunkelheit zwischen Himmel, Hölle und Erde. Es fraß Welten, riss Seelen auseinander, zerstörte alles, was existierte.
Und es hatte begonnen, Sam’s Realität zu infiltrieren.
„Ich habe Castiel gesehen“, sagte Dean, als sie in den Impala stiegen. Sam fühlte sich plötzlich wieder wie früher – zwei Brüder, eine Mission.
„Er steckt fest. Irgendwo zwischen der Leere und unserer Welt. Und das Ding jagt ihn.“
„Wie kriegen wir ihn zurück?“ fragte Sam.
Dean grinste und startete den Impala. „Jagen wir es. Wie früher.“
Ein letzter Roadtrip
Die Reise führte sie nach South Dakota, zu Bobby’s alter Hütte. Dort fanden sie eine Spur – eine Stadt, in der Menschen ohne Grund in den Wahnsinn fielen. Wo Schatten sich bewegten, obwohl es keine Lichtquelle gab.
„Das ist nicht Dämonenzeug“, murmelte Sam, als sie durch die Straßen fuhren.
„Nein“, stimmte Dean zu. „Es ist schlimmer.“
Sie fanden das erste Opfer in einem Motelzimmer. Ein Jäger, der mit leeren Augen an der Wand kauerte, endlos flüsternd.
„Was ist passiert?“ fragte Sam vorsichtig.
Der Mann hob den Kopf. „Es kommt. Es hat keinen Namen. Es will alles nehmen. Und—“ Seine Stimme brach. Dann begann er zu schreien.
Sein Schatten löste sich von der Wand und griff an.
Der letzte Kampf
Es war eine Jagd wie keine zuvor. Das Leereverse hatte keinen Körper, keine Regeln. Es war überall und nirgendwo. Sie konnten es nicht mit Salz oder Eisen bekämpfen.
„Was ist der Plan?“ fragte Sam, als sie sich in einer Kirche verbarrikadierten.
„Wir rufen Castiel“, sagte Dean.
Sam sah ihn an. „Das ist Wahnsinn.“
„Das hat uns noch nie aufgehalten.“
Und so riefen sie ihn.
Mit einem Ritual, das Sam improvisierte, rissen sie ein Loch zwischen den Welten auf. Dunkelheit sickerte hindurch, Schatten griffen nach ihnen. Doch dann – ein Lichtblitz.
Und Castiel fiel aus dem Nichts.
„Dean… Sam… ihr Idioten“, murmelte er und zog sich hoch.
„Schön, dich auch zu sehen, Cas“, grinste Dean.
Doch das Leereverse war noch da.
„Wir müssen es versiegeln“, sagte Castiel. „Und ich muss gehen.“
Sam schüttelte den Kopf. „Nicht schon wieder.“
„Es gibt keinen anderen Weg.“
Dean legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Dann machen wir es zusammen.“
Und so taten sie es.
Sie rissen ein neues Portal auf, lockten das Leereverse hinein – und diesmal blieb die Tür zu.
Doch Castiel war nicht mehr da.
Stille.
Dean atmete schwer. Sam schloss die Augen.
„Meinst du, er kommt zurück?“ fragte Sam.
Dean schnaubte. „Klar. Tut er immer.“
Sam grinste. „Was jetzt?“
Dean sah auf den Impala. Dann zu Sam.
„Wie wär’s mit einer Jagd?“
Sam nickte. „Wie früher.“
Und so fuhren die Winchesters weiter.
Denn das Übernatürliche stirbt nie wirklich. Und die Winchesters auch nicht.