Februar 14, 2024

Lestat de Lioncourt: Herr der Finsternis (Teil 6)

Rom lag noch immer unter der Nacht. Eine Stadt, die Jahrhunderte des Blutes und der Geschichte in sich trug. Doch für Lestat hatte sich alles verändert.

David beobachtete ihn mit wachsender Besorgnis. „Lestat, rede mit mir. Was hast du gesehen?“

Lestat rieb sich die Schläfen. Bilder flackerten noch immer in seinem Geist – uralte Kreaturen, die vor der Zeit existierten, dunkle Mächte, die das Universum formten, und er selbst, nicht als Vampir, sondern als etwas anderes. Etwas, das weder Licht noch Schatten war, sondern beides zugleich.

„Ich sah den Anfang, David“, sagte Lestat leise. „Und ich sah das Ende.“

David schüttelte den Kopf. „Du klingst wie Marius, wenn er zu viel über die Vergangenheit nachdenkt. Was bedeutet das?“

Lestat drehte sich zu ihm um, sein Blick funkelte vor intensiver Energie. „Es bedeutet, dass ich nicht nur ein Vampir bin. Ich bin mehr. Ich bin die Quelle.“

David erstarrte. „Die Quelle? Was meinst du damit?“

Lestat lachte leise, fast spöttisch. „Amel hat mir immer Macht gegeben, nicht wahr? Aber was, wenn er nicht der Anfang war? Was, wenn die wahre Dunkelheit viel tiefer reicht als die Geschichte der Vampire?“

David trat einen Schritt zurück. „Lestat, hör auf. Du bist Lestat de Lioncourt. Du bist ein Vampir, ja, vielleicht stärker als andere, aber du bist kein Gott.“

Lestat blieb still.

War er das? War er nur ein Vampir?

Oder war er etwas, das selbst Vampire fürchteten?


Das Erwachen der Dunkelheit

Plötzlich spürte er es wieder.

Ein Pulsieren, tief in seiner Seele.

Nicht von Amel. Nicht von der dunklen Gestalt, die ihn hierher geführt hatte.

Sondern von ihm selbst.

Er fühlte, wie sich seine Haut spannte, wie seine Sinne über die physische Realität hinausgingen. Er konnte jede Bewegung in der Stadt fühlen, jedes Flüstern in der Nacht.

Und dann hörte er eine Stimme.

„Komm.“

Nicht aus dem Schatten.

Nicht aus der Dunkelheit.

Sondern aus seinem Inneren.

David bemerkte die Veränderung in ihm. „Lestat! Kämpfe dagegen an!“

Aber wollte er das?

Wollte er wirklich kämpfen?

Oder war dies die Wahrheit, die er sein ganzes unsterbliches Leben lang gesucht hatte?


Die Entscheidung

Lestat schloss die Augen.

Er ließ die Dunkelheit zu sich kommen, ließ sie sich um ihn legen wie einen Mantel.

Dann atmete er tief ein.

Und ließ sie los.

Mit einer Welle aus purer Macht schleuderte er die Energie von sich, ließ sie in den Boden strömen, in die Stadt, in die Nacht.

Die Luft knisterte. Ein uralter Ruf hallte durch die Straßen.

David taumelte zurück. „Was hast du getan?!“

Lestat öffnete die Augen.

Sie waren nicht mehr golden.

Nicht mehr nur vampirisch.

Sondern etwas Neues. Etwas Jenseitiges.

„Ich habe meine Antwort gefunden“, flüsterte er.

Und in diesem Moment wusste er:

Die wahre Dunkelheit war erst der Anfang.


Schriftsteller, Blogger und YouTuber. Seit 2012 im Internet tätig, wo ich auch mein erstes Buch "Legends of Kain" veröffentlichte. Im Laufe der Jahre hatte ich immer unterschiedliche Domains, bis ich letztendlich hier gelandet bin.

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