Februar 14, 2024

Hinter der Maske – Mein Leben zwischen Bühne und Wirklichkeit

Mein Wecker klingelt um sieben. Es ist ein ganz normaler Morgen. Die Sonne scheint durch die halb geöffneten Vorhänge, und für einen Moment könnte man meinen, mein Leben sei so gewöhnlich wie das jeder anderen Frau. Ich schlüpfe aus dem Bett, ziehe meinen Morgenmantel an und mache mir einen Kaffee. Der Duft des Kaffees ist ein kleines Ritual, das mich daran erinnert, dass ich noch immer ich bin – hinter all den Rollen, die ich spiele.

Mein Name? Den verrate ich euch nicht. Ihr kennt mich vielleicht unter einem anderen Namen, einem, der auf Hochglanz-Covern prangt oder in Suchmaschinen auftaucht. Aber das bin nicht wirklich ich. Das ist nur eine Maske.

Ich bin Pornodarstellerin.

Das klingt für viele aufregend, schmutzig oder vielleicht sogar glamourös. Aber die Wahrheit? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Es ist ein Job wie jeder andere – und doch ist es das nicht. Es ist ein Leben voller Kontraste, voller Widersprüche. Ein Leben, in dem ich auf der Bühne stark, selbstbewusst und unantastbar wirke, während ich im Alltag oft verletzlich und unsicher bin.

Nach dem Frühstück schaue ich in meinen Kalender. Heute steht ein Dreh an. Ich habe gelernt, mich darauf vorzubereiten wie auf jede andere Arbeit auch. Meine Tasche ist gepackt: Make-up, Outfits, ein paar persönliche Dinge. Ich weiß, was von mir erwartet wird. Ich kenne die Rollen, die ich spiele, genau. Die Verführerin, die Unnahbare, die Frau ohne Scham – das alles bin ich vor der Kamera. Aber sobald die Lichter ausgehen, bin ich wieder ich selbst.

Im Taxi zum Set schaue ich aus dem Fenster und beobachte die Menschen auf der Straße. Sie haben keine Ahnung, wer ich bin oder wohin ich fahre. Und das ist gut so. Es gibt mir eine seltsame Art von Freiheit, anonym zu sein. Doch manchmal frage ich mich: Was würden sie denken, wenn sie wüssten? Würden sie mich verurteilen? Würden sie mich verstehen?

Der Dreh verläuft wie immer professionell. Das Team ist nett, die Atmosphäre locker. Ich kenne die Abläufe in- und auswendig. Die Kamera fängt jeden Blick, jede Bewegung ein. Und ich? Ich spiele meine Rolle perfekt. Es ist wie ein Tanz – ein Spiel mit Nähe und Distanz. Aber tief in mir spüre ich oft eine Kälte. Eine Distanz zu mir selbst.

Ich habe gelernt, diese Distanz zu wahren. Es ist mein Schutzschild, meine Maske. Ohne sie würde ich wohl zerbrechen. Denn in diesem Job geht es nicht nur um den Körper – es geht um Kontrolle, um Grenzen. Ich habe gelernt, meine eigenen Grenzen zu ziehen, auch wenn es manchmal schwerfällt.

Nach dem Dreh verabschiede ich mich vom Team und fahre nach Hause. Im Spiegel sehe ich noch immer das Make-up, das perfekte Gesicht einer Frau, die nicht wirklich ich bin. Ich wasche es ab, Schicht für Schicht, bis nur noch mein wahres Ich übrig bleibt. Und manchmal erschreckt mich dieses Bild mehr als alles andere.

Am Abend treffe ich mich mit einer Freundin auf einen Drink. Sie kennt mein Geheimnis nicht. Sie denkt, ich arbeite in der Modebranche – etwas Kreatives, Glamouröses. Manchmal würde ich ihr gerne die Wahrheit sagen, aber dann halte ich inne. Was würde es ändern? Würde sie mich anders sehen? Würde sie mich noch verstehen?

Wenn ich nach Hause komme, lasse ich mich aufs Sofa fallen und ziehe meine Beine an mich heran. In diesen Momenten fühle ich mich am verletzlichsten. Ohne Maske, ohne Rolle bin ich einfach nur eine Frau mit Träumen, Ängsten und Sehnsüchten. Ich frage mich oft, wie lange ich dieses Leben führen kann – ob es einen Ausweg gibt oder ob ich irgendwann einfach vergesse, wer ich wirklich bin.

Aber dann erinnere ich mich daran, warum ich diesen Weg gewählt habe. Es war nicht nur das Geld oder die Neugierde auf eine andere Welt. Es war auch eine Art Rebellion – gegen Konventionen, gegen Erwartungen. Und vielleicht auch gegen mich selbst.

Ich weiß nicht, wie meine Geschichte weitergeht. Vielleicht finde ich eines Tages den Mut, die Maske endgültig abzulegen und mein wahres Ich zu zeigen – ohne Angst vor Verurteilung oder Ablehnung. Bis dahin werde ich weiter tanzen zwischen den Welten, zwischen Bühne und Wirklichkeit.

Denn hinter der Maske bin ich immer noch ich – verletzlich, stark und auf der Suche nach einem Platz in dieser Welt.

Schriftsteller, Blogger und YouTuber. Seit 2012 im Internet tätig, wo ich auch mein erstes Buch "Legends of Kain" veröffentlichte. Im Laufe der Jahre hatte ich immer unterschiedliche Domains, bis ich letztendlich hier gelandet bin.

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